Klimawandel & Wetter auf den Kapverden
Klimawandel ist kein Phänomen der Neuzeit, Änderungen im Klima gab es schon immer, Eiszeiten und Warmzeiten wechselten sich ab. Diese „vorindustriellen“ Temperaturschwankungen gingen langsam genug vonstatten, dass sich die Erde daran gewöhnen konnte.
Mit dem von uns Menschen verursachten Klimawandel ist es anders. Unsere „Spezies“ wächst stetig an. Wir benötigen immer mehr Ressourcen und greifen dafür immer extremer in das Ökosystem ein. Die Erde erwärmt sich innerhalb kürzester Zeit mit verheerenden Auswirkungen: Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht, Wetterextreme und Naturkatastrophen wie Dürre, Hitze, Stürme und Starkregen kosten Menschenleben und natürliche Ressourcen wie Süßwasser werden immer knapper.
AFRIKA ERWÄRMT SICH SCHNELLER ALS DER GLOBALE DURCHSCHNITT
Die Konsequenzen der Erderwärmung sind global sichtbar und Realität - Afrika ist nach Einschätzung des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change = Weltklimarat) der durch den Klimawandel am meisten bedrohte Kontinent. Modellrechnungen zufolge wird der Klimawandel Westafrika in den küstennahen Regionen besonders hart treffen.
Anders als Industriestaaten können sich afrikanische Länder nicht ausreichend auf die steigenden Temperaturen vorbereiten, ihnen fehlen Kapazitäten, Ressourcen und das fachliche „Knowhow“ - obwohl der afrikanische Kontinent bisher nur etwa 3% des CO2 Ausstoßes beigetragen hat und damit die geringste Verantwortung für den Klimawandel trägt steht dieser Erdteil einer Fülle von Herausforderungen gegenüber. Hitzerekorde und Dürren und andererseits extreme Regenfälle und Überschwemmungen verschärfen die Probleme der Wasserversorgung.
KLIMAWANDEL AUF DEN KAPVERDEN: „ES IST ZEIT UMZUDENKEN“
Als kleiner Inselstaat vor der Westküste Afrikas stehen die Kapverdischen Inseln vor besonderen Herausforderungen. Das Klima auf dem Archipel wird hauptsächlich durch den Nordostpassat und durch Ausläufer der Sahelzone bestimmt. Niederschlagsrückgang und -unbeständigkeit führen seit den fünfziger Jahren zu dramatischen Veränderungen der lokalen Flora und zur notwendigen Anpassung der Nutzpflanzen und deren Anbaugebiete. Dürreperioden kosteten in der Vergangenheit Menschenleben, heutzutage finden in manchen Jahren Notschlachtungen statt, da man für die Tiere wegen der ausfallenden Regenfälle nicht mehr ausreichend Futter findet.
Auf Santo Antão beispielsweise, der nördlichsten der Kapverdischen Inseln, sind traditionelle Haupterwerbszweige die Landwirtschaft und der Fischfang. Die verheerendsten Auswirkungen des Klimawandels, speziell das Thema der Wasserknappheit auf der „grünen Insel“ Santo Antão beschreibt der Agrarökonom Sergio Ramos im Interview: „Durchschnittlich regnet es alle 5 Jahre. Die Regenzeit auf den Kapverden wird kürzer und verschiebt sich jahreszeitlich. Die Niederschlagsmenge ist wesentlich intensiver, was zu Flurschäden und Ernteausfällen führt. In neue Technologien in Bewässerungssystemen muss investiert werden, neue Kulturen müssen erprobt werden, Lagerungssysteme der Ernte müssen neu überdacht werden – für einen kleinen Inselstaat sind das Herausforderungen, die ohne Hilfe von Industriestaaten nicht zu bewerkstelligen sind“ berichtet er.
Das ganze Interview mit Sergio Ramos nach dem Starkregen im September 2020 ist hier zu lesen: Regen. Regen. Endlich Regen.
IHR ÜBERLEBEN HÄNGT DAVON AB…
Eine der prominentesten Besucherinnen der Kapverden ist die caretta caretta, die unechte Karettschildkröte. Die Meeresschildkröte kommt zwischen Juli und November auf die Kapverdischen Inseln zur Eiablage. Die Strände der Kapverdischen Inseln sind weltweit eine der größten Brutkolonien für diese Spezies.
In den Tagen nach der Eiablage entscheidet die Umgebungstemperatur über das Geschlecht des Nachwuchses. Ab 31°C werden es Weibchen, darunter Männchen. Für die Schildkrötenpopulation hat die globale Erderwärmung zur Folge, dass der weibliche Anteil der Jungtiere massiv Überhand nimmt und sie somit mittelfristig nicht ausreichend Partner für die Befruchtung finden werden.
Wegen der raschen Entwicklung des Massentourismus auf den Sandinseln Sal und Boa Vista und traditionell aufgrund ihrer Eier und ihres Fleisches sind Meeresschildkröten auf den Kapverden nach wie vor stark bedroht.
vista verde tours unterstützt u.a. „Turtle Foundation“, eine ortsansässige Schutzorganisation (www.turtle-foundation.org), bei dem Schutz dieser Meeresbewohner.
GEMEINSAM FÜR DEN KLIMASCHUTZ: REGENERATIVE ENERGIEGEWINNUNG
Als Inselstaat im Atlantik bergen die kapverdischen Inseln ein enormes Potential für den Einsatz von erneuerbaren Energien. Wasser, Wind und Sonne stehen (fast) 365 Tage im Jahr zur Verfügung. Eine angestrebte Energiewende auf den Inseln soll die Abhängigkeit und den aktuell 100% Import von teuren Dieselimporten extrem reduzieren bzw. idealerweise sogar beenden. Durch noch grössere Unterstützung, die mit Hilfe und das Engagement ausländischer Investoren könnten die Kapverden Musterbeispiel in Afrika werden.
Es ist bereits so, dass auf den Import von Technologien für regenerativen Energien finanzielle Unterstützung vom Staat geleistet wird, um so die Energiewende voranzutreiben. Investitionen in diesem Bereich und den Einsatz von regenerativen Energien steigen stetig. Die große Herausforderung wird eher aufgrund fehlenden fachlichen Knowhows für die Wartung sein, als in der Investition selbst.
Ein "Leuchtturm" Projekt wird aktuell auf Santo Antão umgesetzt. Das Mamiwata ECO VILLAGE verfügt über 14 Zimmer und 4 Ferienhäusern sowie einer Photovoltaik-Anlage, einem eigenen Brunnen, Grauwassersystem zur Aufbereitung des Nutzwassers und eigenem Anbau von Gemüse.
Mamiwata ECO VILLAGE auf Santo Antão
Das einzigartige Eco-Hotel der Kapverden mit einer spektakulären Aussicht über das Meer, auf Felsen direkt über den Ozean gebaut, versucht weitestgehend autark zu agieren. Das Grauwasser wird für die Bewässerung der Gärten natürlich gefiltert und erneut benutzt.
https://www.mamiwata-ecovillage.com/